Pressemitteilung vom 26. Juni 2022
Es läuft wieder beim hella hamburg halbmarathon
Drei Jahre Warten! Endlich konnte sich der hella hamburg halbmarathon in seiner 28. Auflage mit Wucht und in voller Stärke zurückmelden. Nach zwei Jahren mit ausschließlich digitaler Ausführung feierte die „Party auf 21,1 km“ ihre Rückkehr auf Hamburgs Straßen. Und was für eine! Die Beteiligung lag in der Größenordnung der Teilnehmerrekord-Jahre: 12.200 Meldungen. Ein endloses Läufermeer zog sich im Startkorridor von der Reeperbahn bis zum Heiligengeistfeld. Sonne satt. Die Zahl von 30.000 Litern Getränkeverpflegung (kurzfristig aufgestockt) machte die Runde. Ein Elitefeld mit internationalen und deutschen Leistungsträgern stand bereit. Für deren (Strecken-) Rekordambitionen und für Jedermanns/-fraus persönliche Rekorde hat die Laufstrecke nochmals einen Extra-Feinschliff erhalten. Die 180°-Grad-Kehre auf der Kennedybrücke ist jetzt ein Bogen um Lombards- und Kennedybrücke und spart einmal Bremsen und Wiederbeschleunigen und damit wertvolle Sekunden. Dass das tatsächlich etwas brachte, bewiesen die Skater, die vor den Läufern gestartet waren – und Streckenrekord liefen.
Neu im Elitefeld für Hamburg, den Hamburger Laufladen e.V. und mit einem aktuell laufenden Einbürgerungsverfahren: Haftom Welday. 2021 hatte er beim Berlin-Marathon ein unglaubliches Marathon-Debüt von 2:13 h für seinen damaligen Verein Hannover 96 gegeben – und nun hat er für seinen neuen Verein den Hamburger Halbmarathon-Rekord (1:02:34 h, Arne Gabius 2015) im Blick – und perspektivisch die Olympischen Spiele 2024. Erst einmal startet er also als „Vereinsdeutscher“. Sein Hamburger Einstand beim Marathon im April war freilich gesundheitsbedintgt geplatzt. Und obendrauf hatte er gerade ein vor ein paar Tagen eine Erkältung auskuriert.
Es war ein zuschauerfreundlicher Tag: Sonne und Hochsommertemperaturen. Erst für nach dem Lauf war ein Gewitter angekündigt (das dann doch nicht kam). Aber ein wenig schwül war die Luft bereits zum Start um 9.00 Uhr auf der Reeperbahn. Der Stimmung tat das keinen Abbruch – die war wieder so, wie aus den Jahren „vorher“ bekannt. Und nach der strikt inoffiziellen und subjektiven Lärmwertung war die Stimmung in Startblock E am besten, sprich am lautesten. Auch wenn (oder weil?) man dort einigen zeitlichen und räumlichen Abstand zu den Startern der Blöcke A-D halten musste (nein, ganz ohne solche und einige weitere Maßnahmen ging es dann doch noch nicht).
Start also um 9.00, hinter einem Tross aus Führungsmotorrädern und -fahrrädern und mit Zuschauern „unten“ an der Straße und „oben“ auf den Hotelbalkonen an der Reeperbahn. Raus Richtung Westen, Elbchaussee zurück, heftig bergab runter zum Fischmarkt (mehr Zuschauer!) und zum Wallringtunnel. Etwa dort ist Halbzeit und die führende Fünfergruppe liegt mit 30:56 Min. Zwischenzeit gleichauf. Das wäre rechnerisch eine. Zielzeit von 1:01:52 h – zu langsam für den Streckenrekord (1:00:52 h)! Welday, hier nur vier Sekunden hinter der Spitzengruppe, hätte aber rechnerisch immer noch die Chance auf den Hamburger Rekord.
Bei den Frauen sieht es aber wieder anders aus: 36:18 Min. für die vierköpfige Spitzengruppe – 1:12:36 h hochgerechnet vs. 1:10:13 h Rekord. Wenig Chancen! An der Binnenalster lässt Welday langsam abreißen, ein paar zehn Meter fehlen ihm schon, er ist nun solo unterwegs. Immerhin, wenig Wind. Aber die Temperatur steigt, es sind schon 24°. Für die allermeisten Läufer:innen sind das 5°, vielleicht 10° zu warm für die größte Leistung. 42 Minuten ist das Rennen alt – und an der Alster, vor dem Gästehaus des Senats, gibt es in der Spitzengruppe Ausreißer, sie zieht sich auseinander. Welday fällt weiter zurück. Im Zieleinlauf (aus Läufersicht auf den letzten Metern mit Blick auf den Fernsehturm) versammeln sich zunehmend Zuschauer. Die Spitzengruppe besteht nur noch aus Samwel Mailu und Charles Kipkurui – praktisch im Gleichschritt. Die Führungsmotorräder fahren ein. Mailu und Kipkurui rasen die Zielgerade bergauf – Spannung bis zuletzt. Obwohl er auf der allerletzten leichten Kurve ungünstiger auf der Außenbahn läuft, kann Mailu vorbeiziehen – und gewinnt! 1:01:52 h, eine (!) Sekunde vor Kipkurui. Bemerkenswerterweise sind beide auf der zweiten Rennhälfte nicht eine Sekunde eingebrochen. In Abständen folgt der Rest der Fünfergruppe und als sechster Welday in 1:03:44 h. Wie auch die Sieger den Streckenrekord, verpasst er den Hamburger Rekord um etwa eine Minute. Trotzdem Freude und die nüchterne Berechnung, dass wohl alleine die Wärme rechnerisch eine Minute gekostet haben wird. Und außerdem kann beim Familienfoto Haftoms Sohn Mateus noch einen zweiten Platz beim Bärenlauf am Vortag beisteuern – Erste Frau: Ludwina Chepngetich in 1:12:32 h, mit einer sogar leicht schnelleren zweiten Hälfte.
Ab Bruttozeit von 1:40 h schlägt die Stimmung im Zieleinlauf von „hart bei der Sache“ zu „leicht euphorisch“ um. Immer mehr Zuschauer stehen an den Absperrungen und mehr Läufer:innen kommen mit einem Lächeln bis gar Lachen ins Ziel. Liegt es an der dünnen Bewölkung, die die knallende Sonne gnädig etwas abschirmt?
1:58 h Bruttozeit: Die ersten 1.500 sind im Ziel. Und einige Stunden später sind es dann etwa 6.500 (4.072 Männer, 2.418 Frauen, vorläufiger Stand). Noch nicht ganz die Rekordzahlen wie „vorher“, aber das Gefühl ist wieder das alte. Was für ein Tag.
Männer
Frauen
Fotocredits
1–4: Meine-Sportfotos.de/Hanno Bode
5 & 6: Heiko Dobrick
(zur Veröffentlichung freigegeben)